Deutsch-Französisches Institut
Arbeitsgemeinschaft, Elternvereinigung und Förderverein der Gymnasien mit zweisprachig deutsch-französischem Zug in Deutschland (LIBINGUA)

Ein seltener Gast aus dem Atlantik

von Ilona Hüge

Ein großer Fang ging bei Roland Ehret ins Netz: Ein atlantischer Lachs mit 93 Zentimeter Länge und einem Gewicht von 7,6 Kilo hatte sich bei Rheinkilometer 250 im Restrhein verfangen.

Im Netz von Roland Ehret, Mitglied der Fischerzunft Weisweil, blieb ein atlantischer Lachs hängen. Foto: Ilona Hüge

Auch bei der staatlichen Fischereiaufsicht freut man sich über die damit verbürgte1 Tatsache, dass die Lachse wieder in der Region unterwegs sind.

Für Ehret, Jahrgang 1952 und Mitglied der Fischerzunft2 Weisweil, war es ein besonderes Ereignis. Dass Lachse im Rhein sind, hatte er nur von den Erzählungen seines Großvaters gehört. Der fing vor und nach dem Krieg endlos Lachse, erinnerte er sich an die Geschichten zu Hause. Es gab Lachs satt, und der geschätzte Speisefisch war damals im Hause Ehret nichts Besonderes mehr. Im Gegenteil: Die Familie mochte Lachs kaum noch, weil er fast täglich auf den Tisch kam.

Selbst aber war Roland Ehret nie dabei, wenn es um den Lachsfang ging, auch nicht als Kind. Ab den 50-er Jahren wurde im Rhein kein Lachs mehr gesichtet. Daher ist der Fang für ihn doppelt erfreulich: Bis jetzt ist es "der erste und einzige Atlantiklachs", den Roland Ehret im Rhein sah. "Es ist schön, dass es wieder Lachs im Rhein gibt."

Ehret hatte sein Netz zwischen dem Kiosk am Rhein und der Hütte der Fischerzunft ausgelegt und wollte eigentlich Rotaugen fangen – für Backfisch. Aber bei den vielen Kormoranen in Sichtweite blieben für den Fischer gerade sechs Stück im Netz hängen. Er entdeckte aber auch etwas Größeres, und dachte zuerst an einen Hecht. Der große Fisch hatte sich im Netz verfangen, für eine Rettung der geschonten Fischart war es sichtlich zu spät. Ehret holte den Fisch heraus, erkannte ihn als Lachs und benachrichtigte die Behörden3. Die staatliche Fischeraufsicht wird tätig, wenn eine geschonte Fischart ins Netz geht.

Die Behörde erhielt den Kopf des Fisches, der jetzt in Iffezheim am Fischpass in dem dazugehörigen Informationszentrum ausgestellt wird. Dort steht dann auch, wo und von wem der Lachs gefangen wurde. Im Fischpass bei Iffezheim werden die Lachse gezählt und gewogen: Im Schnitt bringen sie zwei Kilo auf die Waage, das schwerste Exemplar hatte stattliche 9,2 Kilogramm. 48 Aufsteiger4 wurden bis Mitte November in diesem Jahr in Iffezheim gezählt, bei Gambsheim waren es nur noch 41 Aufsteiger, teilte Felix Künemund von der staatlichen Fischereiaufsicht mit. Dort freute man sich über die Meldung, und über die damit verbürgte Tatsache, dass die Lachse wieder in der Region unterwegs sind.

Bei Roland Ehret wurde der stolze Fang mit den mehr als sieben Kilo fürs eigene Album fotografiert und dokumentiert. Die Fischeraufsicht bestätigte Ehret in der Zwischenzeit auch, dass der Großsalmonide tatsächlich ein "Atlantischer Lachs (Salmo salar)" war "und damit seit vielen Jahren der erste Lachs, der vermutlich ins Elz-Dreisam-System aufsteigen wollte". Für den Lachs war der Restrhein das Ende der langen Wanderschaft, aber er hat seine Aufgabe erfüllt. "Er hat abgelaicht", sagte Ehret. Der Fisch trug beim Fund nicht nur Spuren der "Milch", sondern auch die typischen Reibverletzungen vom Laichen5. Daher vermutet der Fischer auch einen Partner in der Nähe. Wenn tatsächlich im Restrhein gelaicht wurde, dann hat Roland Ehret gute Aussichten, wieder einmal einen echten Atlantiklachs zu sichten. In zwei bis drei Jahren müsste der Nachwuchs wieder an die Stelle zurückkommen. Lachse laichen in Süßwasser, treten dann ihre Wanderschaft ins Meer an und kehren zum Laichen wieder an ihren Geburtsort zurück.

Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung am 07.12.2009. - Online verfügbar unter http://www.badische-zeitung.de/weisweil/ein-seltener-gast-aus-dem-atlantik--23816123.html.

Wortschatzliste

1verbürgengarantir
2Zunftla corporation
3die Behördel’autorité, l’administration
4der « Aufsteiger »un poisson qui monte le fleuve en amont
5laichenfrayer

Aufgaben

  1. Beschreibe die Entwicklung des Lachsfanges von der Vorkriegszeit (2. Weltkrieg) bis in die 1950er Jahre.
  2. Nenne Fischarten, die im Rhein gefangen werden.
  3. Erkläre, inwiefern Robert Ehret einen besonderen Fang getätigt hat.
  4. Wie kann man die Hoffnungen begründen, dass sich der von Robert Ehret gefangene Fisch reproduziert hat?
  5. Schildere den Lebenszyklus eines Lachses.